Reisenotizen und Projektbesuche Herbst 2016 von Inga Bethke-Brenken, Ulla Gericke, Gerd Weth
Unsere Reiseroute in Sri Lanka:
Colombo – Mount Lavinia –Thiranagama – Galle – Hinterland von Galle – Kandy – Negombo
18.10.2016
In Colombo ist es 3.30 Uhr. Unsere Visa werden keines Blickes gewürdigt, und schon erreichen wir das Gepäckband.
Draußen wartet Ajith mit dem Schild „Mrs Bethke“. Wie auf anderen Reisen tauschen wir Geld – diesmal 500,- rs. Dialog lässt uns in Stich, der Automat ist kaputt. Ajith fährt mit einem gepflegten gelben Bus vor – sehr gut gepolstert – und ab geht´s durch das nächtliche Colombo. Wir schlafen in Pauls Wohnung in Mount Lavinia – Inga weiß sogar, in welche Gasse unser Fahrer einbiegen muss.
Schlafen ist angesagt – bis 11.00 Uhr. Danach ist es für uns wie ein neuer Tagesbeginn. Ajith fährt uns durch Colombo…
19.10.2016
Meeting mit Lushani, der ersten Vorsitzenden von Senehasa. Azra muss zu einer Beerdigung, schnell übergibt sie die Finanzabrechungen an Lushani. Die Kosten für die Therapeuten haben sich erhöht. In 2016 fielen für den großen Auftritt in Colombo noch extra Übungsstunden an.
Begeistert erzählt Lushani von der Aufführung der Kinder und Jugendlichen in Colombo, ein Presseartikel zeigt, wie gut die Veranstaltung gelaufen ist und wie sehr die Kinder bei ihren Auftritten bewundert wurden.
Danach wird uns die neueste Idee erläutert: Fünf oder sechs behinderte Jugendliche sollen/möchten nach Deutschland kommen und dort eine Tanzvorführung machen. Damit die Vereinsmitglieder in Hamburg erkennen, welche riesigen Fortschritte die betroffenen gemacht haben durch intensives Proben von Tanzschritten, Gesang und Trommeln. Dafür haben wir ja die Tanz- und Körpertherapeuten finanziert. Die Reisekosten würden durch besondere Spenden gedeckt sein, die Unterbringung und Versorgung müsste in Hamburg organisiert werden. Eine ziemlich verrückte Idee. Wir halten uns bedeckt. Ulla und Gerd machen einen Spaziergang durch das Zentrum von Colombo - South Beira Lake, Gangaramaya-Tempel, Seema Malahaya Meditationszentrum, Hotel Galle Face. Inga trifft sich mit einer Freundin.
Den Abend verbringen wir in fröhlicher Runde mit Ingas Freundin Mary auf der Terrasse des Mount Lavinia Hotels.
20.10.2016
Das Mount Lavinia Hotel hat es uns angetan: wir genießen das köstliche Frühstücksbuffet auf der Terrasse. Dann brechen wir gen Süden auf.
Mehrere Zwischenstopps mit Besichtigungen lockern die Autofahrt auf:
- Beach Hotel bei Bentota, ein von Bawa entworfenes Hotel
- Galapatha Rajamaha Vihara, ein buddhistischer und hinduistischer Tempel
- Tsunami-Museum in Peraliya, ein erschütterndes Zeugnis menschlicher Tragödien. In Peraliya haben wir unsere erste Unterstützung zum Wiederaufbau nach dem Tsunami geleistet, ein Ausbildungsprojekt für Frauen, die nach dem Verlust von Familienmitgliedern plötzlich allein verantwortlich waren für ihre Kinder und Eltern
- Gedenkstein an die Opfer des Tsunami.
Im Pearl Island in Thiranagama beziehen wir im Pearl Island Hotel eine Wohnung direkt am Sandstrand, mit Balkon hinter Palmen und Ausblick auf den tosenden Ozean.
21.10.2016
Baden im Meer, Baden im Pool, Besichtigung von Galle Fort und japanischem Friedenstempel, Strandspaziergänge.
22.10.2016
Mr. Opatha, der Leiter der Kleinstkredite, und sein Nachbar Piyananda, der fließend Englisch spricht und uns als Übersetzer begleiten wird, holen uns ab.
Wir besuchen Kreditnehmerinnen
- Darshana , 21 Jahre alt, ist Batikkünstlerin, färbt Stoffe und näht zusammen mit ihrer Mutter und Tante Röcke, Nachthemden und Kleider. Die Textilien werden zum Verkauf in einem kleinen Laden angeboten. Wir erfahren, wie Darshana Batikstoffe herstellt. Sie und ihre Mutter führen uns die verschiedenen Arbeitsschritte vor. Darshana lernt am PC, wie moderne Batik angefertigt wird. Sie plant, später einen eigenen Laden aufzumachen, wenn sie eine Familie gründen will.
- Piawathies großes Pflanzenzelt ist durch einen Sturm zusammen gebrochen. Sie hat ein neues Netz kaufen müssen. Die Netze nehmen 50 % des Sonnenlichts, die Verdunkelung ist Voraussetzung für kräftiges Gedeihen von Orchideen. Krankheitsprobleme in der Familie ließen die Pflege des Gartens in den Hintergrund treten, manche Beete wirkten noch verwahrlost. Der Wiederaufbau ist im Gange, Mann und Tochter unterstützen sie. Alle drei Monate findet jetzt ein Verkaufstag statt. Privatleute und Hoteliers sind die Kunden. Piawathie ist zuversichtlich, dass sie ihre Pflanzenzucht erfolgreich weiter betreiben kann. Wir lernen, dass Kokosnussschalen für die Düngung gut sind, kleine Teile davon steckt Piawathie in alle Blumentöpfe.
- Gagani aus Anurathapura ist ihrem Mann in den Süden gefolgt. Sie hat sich einen Beauty-Salon aufgebaut, schneidet Haare, schminkt, stattet Hochzeitsgäste aus mit schönsten Saris, verkauft diese Saris oder verleiht sie nur. Gagani fertigt komplizierte Stickereien an für Stoffe oder Wandbilder. Sie wird sich von einem Kleinstkredit eine Massageliege anschaffen.
- Swarna ist aus Embilipitiya ins Hinterland von Galle zu ihrem Mann und seiner Mutter gezogen. Sie verkauft an einem Straßenstand Gemüse. Voller Stolz erklärt sie, dass ihr Mann das Gemüse ohne Chemie zieht, nur mit Kokosschalen wird gedüngt. Swarna erzählt, dass allein Karotten und Rote Beete chemischen Dünger brauchen. Ihr Mann bewirtschaftet einen Acre Land, sie ist verantwortlich für den Stand. Swarna erhält einen Kredit zur Renovierung des Gemüsestandes, abschließbare Türen sollen gebaut werden, damit das Gemüse nicht abends spät noch ins Haus getragen werden muss.
- Vichitra und ihr Mann machen einen Siebdruckkurs und fertigen Karten und Bilder an. Sie zeigen uns ihre Hefte aus dem Kursprogramm. Blumen in allen Variationen werden gezeichnet, Elefanten und Pfaue werden aus zusammengerollten schmalen Papierstreifen auf Karton geklebt. Die Kunstwerke sind relativ teuer, sie lassen sich an Touristen in Galle verkaufen.
Vom Kleinstkredit werden die Materialien gekauft, die für die Kartenherstellung notwendig sind.
- Patma trägt einen wunderschönen Sari und empfängt uns zusammen mit ihren festlich angezogenen Kindern und ihrem Mann. Die Kinder haben für Ulla und Inga Kränze in der Hand, die sie den Besucherinnen umhängen. Patma und Familie haben gerade eine Hochzeitsfeier verlassen, um uns ihre Werkstatt zur Herstellung von Öllämpchen aus Ton zu zeigen. Nicht nur das:
- In ihrem schönen Kleid führt Patma vor, wie Öllampen hergestellt werden. Maschinen und Formen werden mit Kokosöl geschmiert, sie schneidet ein Stück Ton ab, die Form wird hergestellt, auf Regalen getrocknet, danach werden die Öllampen zwei Tage im Brennofen geräuchert und einen Tag lang mit Holzfeuer gebrannt. Dabei werden die Förmchen mit Scherben oder Strohfladen bedeckt. Nach dem Abkühlen wird an Privatleute verkauft. Viele Feste garantieren ein gutes Geschäft. Der Ton wird im Garten abgedeckt gelagert. Mit einem Draht werden Teile abgeschnitten, gewässert und zu Klumpen geformt.
- Malin, die Schwester von Patmas Mann, wohnt im selben Dorf. Sie näht Taschen und stabile Rucksäcke. In ihrem ärmlichen Haus, das Zimmer ist nicht verputzt, der Schlafbereich nur durch einen Vorhang abgetrennt, zeigt Malin uns ihre Produkte und schenkt Ulla und Inga zwei sehr stabil genähte Taschen. Die Nähmaschine hat sie von einem Kleinstkredit gekauft.. Wir sehen uns noch Malins Brunnen an, der auf dem Hof steht. Mit einem Eimer schöpft sie sich das Wasser aus der Tiefe.
Am Abend sind wir einschließlich Ajith bei Mr. Opatha eingeladen. Seine Frau und Tochter Hasani erwarten uns und haben einen reichlich gedeckten Tisch vorbereitet. Da die Dunkelheit einbricht, erinnert Piyananda daran, dass wir noch Teesträucher sehen wollen, die Mr. Opatha hinter seinem Haus in einer kleinen Plantage anbaut. Im Schatten von Bäumen sprießen aus den Teepflanzen junge Teeblätter, im schattenlosen Bereich sind viele Spitzen der Teesträucher trocken. Die Ernte wird in diesem Jahr schlecht sein wegen der anhaltenden Trockenheit. Zwischen den Teesträuchern ranken Pfefferpflanzen, die Pfefferschoten fallen leicht ab, wenn sie grün sind. Sie werden grün geerntet, verfärben sich allmählich rot und trocknen dann so lange, bis sie schwarz sind.
Zurück im Haus probieren wir sri lankische Köstlichkeiten, Sandwiches mit Fischpaste, kleine Gewürzkugeln mit Kartoffelbrei, Kartoffelpuffer. Geschenke werden ausgeteilt, jeder von uns bekommt eine Tüte mit schwarzem Pfeffer. Inga sagt, dass die großen Bananen sehr lecker seien, schon werden sie für uns eingepackt. Ulla sagt, dass die Papayas so schön süß seien, der Sohn wird rausgeschickt, um zwei Papayas für uns zu ernten. Als Inga die Kekse lobt, werden auch sie eingepackt.
Wir verteilen unsere Gastgeschenke und verabschieden uns von unserem Dolmetscher. Piyananda muss am Sonntag arbeiten, er hat kaum Urlaubstage. Daran ist er gewöhnt, weil er 11 Jahre in Dubai gearbeitet hat und es dort höchstens alle zwei Jahre überhaupt Urlaub gab.
23.10.2016
Ajith fährt uns zu Mr. Opatha, Kumudhini und Mr. Wickramasinhe sind aus Colombo eingetroffen.
Auf abenteuerlichen Pfaden erreichen wir nach mehreren Umwegen ein ärmliches, verwunschenes Dorf, in dem sich mehr als 20 Frauen auf einer Terrasse einer Kreditnehmerin versammelt haben. Mr. Wickramasinghe hat für 10 Teams von Kreditnehmerinnen Maschinen, eine Art Spinnräder, gekauft für die Produktion von Seilen aus Kokosfasern. Zwei Frauen sind nötig zur Bedienung einer elektrischen Maschine. Es haben sich Teams von zwei bis drei Frauen gebildet. Die Seile aus Kokosfasern werden in Fabriken weiter verarbeitet zu Matten, die zum Beispiel zur Befestigung von Abhängen nach Erdarbeiten genutzt werden. Manche Matten werden auch nach Deutschland exportiert, sie werden genutzt für die Befestigung von Abbrüchen an Autobahnen. Durch eine Neuorganisation des Vertriebs soll der Zwischenhandel ausgeschaltet werden. Dadurch wird sich das Einkommen der Frauen erhöhen.
Wir nehmen am ersten Treffen dieser Frauen teil. Manche haben ihre Kinder mitgebracht. Mit großer Spannung und Neugierde werden wir erwartet. Auch Swarna ist anwesend. Sie gehört als Vertreterin der Kreditnehmerinnen zum Vorstand von CWF.
Viele Fragen sind offen und werden intensiv diskutiert. Erstaunlich viele Frauen melden sich zu Wort, stehen dabei auf, reden miteinander, reden durcheinander, sind sehr aufgeregt. Erst seit einer Woche sind die Maschinen im Dorf. Mit Geduld und Humor erklären Kumudhini , Mr. Opatha und Mr. Wickramasinghe, wie die Projekte laufen könnten. Die Frauen wollen Fortbildung – sofort – die Leitung der Kreditnehmerinnen besteht darauf, dass zuerst Erfahrungen gesammelt werden und danach erst durch ein gewisses Basiswissen die Schulung Sinn mache. Schließlich müssen die Seile besonders sauber gesponnen und gedreht werden, damit der Direktverkauf an die Fabriken gelingt. Ziel ist ja ein verbessertes Einkommen aller Frauen. Grundlage für eine sorgfältige Arbeit ist ein guter Zusammenhalt der Teams. Ob zwei oder drei Frauen gut zusammen passen, muss noch erprobt werden.
Schließlich einigt man sich, einen Monat lang Erfahrungen zu sammeln, um sie dann auszuwerten und für eine Weiterbildung zu nutzen.
Wir gehen in den Garten, wo zwei Frauen uns vorführen, wie die Seile gefertigt werden.
Nach dieser Besichtigung verabschieden wir uns und fahren gemeinsam mit dem Vorstand von CWF nach Galle. Wir finden Platz auf der Terrasse eines Restaurants im ersten Stock, hoch über einer stark befahrenen Straße. Der Lärm stört nur uns Westliche. Wir ermutigen den Vorstand, für 2017 Ideen zu formulieren für die Weiterentwicklung des Kleinstkreditwesens unter besonderer Berücksichtigung spezieller Wünsche der Frauen.
24.10.2016
Besuch auf der Medizinstation
Wir besuchen Anoma und ihre Arztpraxis auf der südlichen Seite von Galle. Anomas Adresse haben wir von Petra Hammelmann, deren Stiftung den Bau der Praxis finanziert hat.
Anoma und eine Studentin empfangen uns herzlich. Wir besichtigen die Praxis. Anoma arbeitet hier ab 17.00 Uhr ehrenamtlich nach ihrer Tätigkeit als Ärztin im nahe gelegenen Krankenhaus. 15 Stühle stehen im Wartezimmer, 15 Patienten behandelt Anoma täglich. Sie hat 10 bis 15 Minuten Zeit pro Patient. Schon an der Straße warten Leute auf ihr Auto. Anoma schickt viele Patienten weiter zu Fachärzten. Zwei Drittel ihrer Patienten sind arm. Sie bräuchten finanzielle Unterstützung. Besonders wichtig wäre eine Hilfe für Kinder und alte Leute, die an Asthma leiden oder an Epilepsie. Im staatlichen Gesundheitswesen werden Medikamente nur über drei Monate finanziert. Anoma fragt, ob wir in unserer Organisation besprechen könnten, wie wir die chronisch Kranken unterstützen können. Ihre Idee: Sie sucht für uns besonders bedürftige Menschen aus, gern Kinder, schickt uns Fotos und vereinbart auch Besuchsmöglichkeiten für uns bei den Patienten. Wir sollten Medikamente finanzieren, sie würde die Verantwortung dafür übernehmen, dass die Medikamente auch an die besonders Betroffenen kommen.
Anoma führt uns durch das Haus. Die Wohnung im ersten Stock will sie vermieten und das Geld für die Miete für den Kauf von Medikamenten und medizinischem Gerät verwenden. Die zweite Wohnung ganz oben im Haus hat sie für sich reserviert, da sie oft in Galle übernachtet.
Anoma muss zurück ins Krankenhaus, sie hat sich bis 10.30 Uhr für uns frei genommen.
Behinderteneinrichtung Senehasa
Die älteren Kinder begrüßen uns mit Ayubowan, manche geben uns sogar die Hand. Alle sind schon kostümiert für den Peacock-Dance.
Disna begrüßt uns herzlich, Azra und Lushani haben in Colombo Termine. Disna ist Ärztin und selbst betroffene Mutter, die ein behindertes Kind versorgen muss. Sie führt uns in den Gymnastik- bzw. Tanzraum. Wir sehen einen Teil der Sommerperformance von Colombo. Neu ist das Trommelstück, an dem fünf Jungen gearbeitet haben, der Auftritt wird von Thanuja geleitet. Beeindruckend ist ein Tanz von ganz jungen und ein paar älteren Kindern, der Peacok-Dance rundet das Programm ab. Applaus von uns allen, von Müttern, den Therapeuten und von Disna.
Die Ärztin zeigt uns den neuen Spielplatz mit Weichfußboden, den Übungsraum für Mütter und Kinder, den Raum, in dem ein Sprachpädagoge arbeitet sowie den Entspannungsraum, der angenehm verdunkelt werden kann.
Wir sprechen über die Zukunft der älteren Jugendlichen. Wie können sie es schaffen, einen Teil ihres Lebensunterhalts selbst zu verdienen? Disnas Idee für die Jungerwachsenen: eine Bäckerei soll aufgemacht werden, in der qualitativ gutes Gebäck hergestellt und verkauft wird. Das Backen soll angeleitet werden durch eine Person „without special needs“. Diesen Vorschlag können wir uns gut vorstellen.
Zur Zeit kleben die Jugendlichen Tüten. Disna zeigt uns zwei Exemplare. Tüten werden z.B. von Apothekern gekauft, die darin Waren einpacken, die zu Patienten ins Krankenhaus gebracht werden. Besucher brauchen Tüten, um Mitbringsel oder Wäsche zu den Patienten zu bringen.
Andere Vorhaben mussten zurück gezogen werden, z.B. die Anfertigung von Postkarten oder Taschen. Die Qualität dieser Waren war gering, der Preis zu hoch.
Zusammen mit Disna sitzen wir in der Eingangshalle, trinken Tee, essen Kuchen oder Bananen und sind umringt von Müttern, die ihre Kinder abholen wollen und sich erstmal bei einer Tasse Tee oder Saft angeregt unterhalten. Die Kinder und Jugendlichen schwirren durch den Raum. Disna erzählt, dass neuerdings auch autistische Kinder zu Senehasa kommen. Sie lernen rennen, sich massieren zu lassen und allmählich auch kreativ zu arbeiten.
25.10.2016
Don´t stop,
don´t turn,
don´t drink
so beschriftet sind die Hinweisschilder auf der neu gebauten Autobahn, die von Galle Richtung Colombo führt.
Unser Ziel ist Kandy.
In der Villa Rosa sind schon drei Zimmer für uns hergerichtet. Wir genießen den „breathtaking view“ über den Mahaweli, die Bergketten dahinter und die versteckt liegenden Häuser auf dem anderen Flussufer. Und nicht zu vergessen den wunderschön angelegten Garten mit seinen originellen Sitzplätzen, manche wirken wie direkt in den Fels gemeißelt.
26.20.2016
Unser Projektbesuch gilt der Tanzschule.
Waidyawathie hat uns zum Mittagessen eingeladen, erwartet uns aber schon an der Straße vor der Tanzschule. Wir beginnen mit einer gründlichen Besichtigung der Tanzschule. Alle „unsere“ Türen sind drin, der Holzfußboden auf der Bühne ist verlegt, die Verlegung des Holzfußbodens in der Halle ist siebenachtel fertig. Die Tanzschule wirkt hell und freundlich, die Atmosphäre ist angenehm und sehr geeignet für Traditional Kandyan Dancing. Inga trägt uns in das Gästebuch ein und entdeckt erfreut, dass Bekannte von der Flensburger Förde auf ihre Empfehlung auch schon hier gewesen sind.
Waidyawathie trägt uns ihren Wunsch / ihren Traum von einem Anbau oder Überbau für eine Bibliothek vor. Sie hat schon viele Materialien aus ihrem Familienschatz gesammelt, zeigt uns Musikinstrumente, Fotos und Bücher, die noch verstaubt im oberen Raum lagern und auf eine angemessene Zukunft warten.
Wir klettern den Weg durch das Tal hinüber zu Waidyawathies Haus. Zwei Schwestern sind anwesend und empfangen uns herzlich, ein fünfjähriger Neffe beobachtet uns neugierig. Ein reichhaltiges, köstliches Essen wartet auf uns. Waidyawathie bedient uns zusammen mit ihrer älteren Schwester. Ich kenne schon diese Sitte, dass sich die Gastgeberin nicht zu uns setzt, sondern dafür sorgt, dass alle Teller gefüllt sind oder sofort nachgefüllt werden. Bei Tee sitzen wir noch zusammen.
Eira hat ein Anliegen: ihre Tochter Dilani, die ich schon länger als Tänzerin kenne und die sogar in Hamburg bei einer Veranstaltung des Sri Lanka Vereins getanzt hat, möchte nach Deutschland kommen, um dort zu lernen und zu arbeiten. Sie braucht ein Visum. Ulla und ich schreiben auf, welche Unterlagen sie wohl in der Botschaft abgeben muss. Und sie braucht einen Bürgen. Inga will das Anliegen dem Sri Lanka Verein vortragen.
Waidyawathie hat einen Teil der Rechnungen für den Bau und Einbau der Türen sowie für den Ausbau der Bühne zusammengetragen. Ob ich sie mitnehmen will? Ich schlage vor, Waidyawathie möge alle Rechnungen zusammensuchen und sie insgesamt nach Hamburg schicken. Wir verabschieden uns herzlich, viele Fotoaufnahmen runden unseren Besuch ab.
Am Abend treffen wir Sutha und Shamila , die aus dem Waisenhaus für tamilische Kinder, Innacia Memorial Home, kommen, das von Ladislaus geleitet wird. Wir haben unsere Zusammenarbeit mit Ladislaus leider einstellen müssen, weil wir keine Klarheit gewinnen konnten über die Herkunft und Verwendung der Gelder, die für die Leitung und Instanthaltung so einer großen Anlage notwendig sind. Sutha und Shamila stöhnen über die harte Pflegeaufgabe, die sie für die zur Zeit wieder 15 Kinder übernommen haben als einzige „Eltern“. Vor einer Beschwerde unsererseits in ihrem Interesse gegenüber Ladislaus fürchten sie sich: es sei doch selbstverständlich, dass sie helfen müssen. Nur: sie können einfach nicht mehr.
27.10.2016
Einen Ausflug von Kandy aus können wir allen Sri Lanka Reisenden ans Herz legen: Ziel ist die Besichtigung der Teefabrik Hathele.
Vorher geht´s mit dem Bummelzug für 10 rs eine halbe Stunde lang von Mohaiyawa bis Wattegama durch wilde Berge, vorbei an blühenden Gärten, Bananenplantagen, steilen Hängen und klitzekleinen Häusern. Von Wattegama aus führen enge, steile Straßen immer weiter in die Höhe zur Teefabrik. Die leuchtenden Kleider der Teepflückerinnen wirken wie bunte Tupfer im Grün der Teeberge. Vielleicht hatten wir besonderes Glück bei der Führung, jedenfalls hat ein Mitarbeiter der Teefabrik mit Geduld und großer Erfahrung uns eingeführt in die Welt der Teeverarbeitung. Wir lernen, dass der Teestrauch für weißen Tee eine besondere Pflanze ist, deren jüngstes Blatt für die Produktion von weißem Tee genutzt und der Rest zu grünem oder schwarzem Tee verarbeitet wird.
28.10.2016
Das Bahnfahren war eindrucksvoll, darum reisen wir per Bahn von Kandy ab Richung Gampaha, wo uns Ajith dann mit dem Bus erwartet und uns sicher nach Negombo bringt.
Kleine Hotels haben wirtschaftliche Probleme bekommen: es wurden in den letzten Jahren große Hotels entlang des Strandes gebaut. Vermieter in weiter vom Strand gelegenen Hotels fühlen sich gezwungen, ihre Zimmer zu Spottpreisen anzubieten. Zusätzlich seien die Reispreise gestiegen und auch die Preise für Ananas und Bananen.
29.10.2016
Unser letzter voller Tag in Sri Lanka beginnt mit dem Besuch des Fischmarktes. Negombo ist ja das Fischereizentrum Sri Lankas an der Westküste. Am breiten Sandstrand sortieren die Fischer ihren Fang, waschen die Fische in bereit gestellten Bottichen, breiten sie zum Trocknen auf dem Boden aus, säubern die Netze und legen sie zusammen. Es ist beeindruckend wie eh und je.
Wir erleben das Hindufest Depavali beim Besuch eines Tempels. Schön gekleidete Menschen, Jung und Alt, gehen in den Tempel, beglückwünschen sich zum Feiertag und nutzen das Treffen für ausgiebige Kontakte.
Abends bei Sonnenuntergang und dann bei Dunkelheit ist es faszinierend, wie viele einheimische Besucher an den Strand kommen – zu Fuß, per Tuctuc oder mit dem Motorrad, sogar ganze Busladungen werden am Strand ausgesetzt. Das hinduistische Depavali ist ein Feiertag für alle Sri Lanker – so wie auch das christliche Weihnachten, das muslimische Fastenfest Ramadan oder das buddhistische Vesakfest.
Buntes Treiben herrscht am und im Wasser. Wir setzen uns in den Sand und erfreuen uns am Kreischen der Kinder, wenn die Wellen nahen, an den schön gekleideten Muslimas, deren Röcke nass werden, während sie am Wasserrand stehen, sich unterhalten und nebenbei auf die Kinder aufpassen, wir bewundern die Saris vieler wunderschönen jungen und älteren Frauen. Manche Familien haben sich zum Picknick versammelt, an den kleinen Verkaufswagen drängeln sich Leute, um Gebäck oder Gebratenes zu kaufen.
Am Strand spazieren wir zu unserer Unterkunft zurück, essen zum Abschied Rice und Curry, packen, zahlen und verabreden uns zum letzten Mal: Räuberrommee ist angesagt. Ein bisschen Schlaf ist noch möglich – am Sonntagmorgen um 2.15 Uhr lassen wir uns per Taxi zum Flughafen Katunayake bringen. Über Dubai geht es zurück nach Hamburg
Ayubowan Vannakam Tschüss