„Vanni Association for Visually Handycapped“

Verein für Blinde und Kriegsblinde in Mullaitivu

Der Verein kümmert sich intensiv um kriegsblinde Opfer in Norden Sri Lankas. Perspektivisch sollen 20 Familien mit Kriegsversehrten durch landwirtschaftliche Kultivierung und Verkauf der Proukte geholfen werden.

2014 Der ehemalige Schulleiter der tamilischen Schule in Hamburg, Herr Vyramuthu Ratnam, wandte sich an unseren Verein und bat um Hilfe für blinde Familien im ehemaligen Kriegsgebiet im Norden Sri Lankas, die sich von unzureichenden Spenden von Lebensmitteln nur schlecht ernähren konnten. Er berichtete von einem Pfarrer, der sich der Gruppe angenommen hatte und sie auch ermutigte, sich öffentlich zu zeigen.

Daraufhin kam es zu einer beachtlichen Demonstration von Kriegsversehrten, nicht nur von Kriegsblinden. Niemand sollte sich wegen kriegsbedingter Verletzungen im Hause verstecken. Diese Demonstration war wie ein Weckruf: plötzlich haben sich die Lebensmittelspenden vergrößert. Es wurde der gemeinnützige Verein Vanni Association for Visually Handycapped in Kilinochchi gegründet.

Der nun von Herrn Ratnam in Hamburg übermittelte Wunsch an uns beinhaltete Folgendes: Die Blinden wollten eine Hühnerfarm aufbauen, um Familien durch den Verkauf von Eiern einen Lebensunterhalt zu verschaffen. Die Bitte war, ob der Sri Lanka Verein beim Aufbau einer Hühnerfarm sie unterstützen könnte.

Der Verein sagte die Unterstützung zu und Inga wollte auf ihrer jährlichen Reise nach Sri Lanka, den Pfarrer und den Vorstand des Blindvereins besuchen und kennenlernen. Wie dies Treffen ablief, schildert folgender Abschnitt aus dem Reisebericht 2014:

„Eigentlich wollten wir an diesem Tage in den tamilischen Norden fahren und eine Hühnerfarm und einen Pfarrer besuchen. Von der Regierung gab es plötzlich die Order, dass sich Ausländer bei der Botschaft erst für die Reise in den Norden eine Genehmigung holen müssen. Deshalb disponierte Inga um, der Pfarrer selbst und Vorstandsmitglieder des Blindenvereins wollten am Nachmittag nach Polonnaruwa reisen. Auf Wunsch des methodistischen Pfarrers aus Kilinochchi erwarten wir ihn und seine Mitfahrer in einem abgelegenen Restaurant. Es ist schon spät am Nachmittag, als endlich ein TukTuk hält und der Pfarrer und drei blinde Männer aussteigen, die Vorstandsmitglieder der Blindenorganisation. Größte Hochachtung unsererseits über das Bewältigen der enorm langen Strecke mit diesem kleinen Fahrzeug.Voller Elan berichtete Pfarrer Richard von dem Vorhaben, eine Hühnerfarm aufzubauen. Zehn Familien sollen auf der Farm Arbeit finden. Er zeigte Fotos von einem Demonstrationszug der Blinden zu den Stadtbehörden und wie für die Blinden besondere Feste organisiert worden waren. Es war ein guter Gedankenaustausch, und Inga überreichte ihm einen Geldbetrag für den Aufbau der Hühnerfarm.
Es begann gerade dunkel zu werden, als die vier Männer im TukTuk wieder ab fuhren. Mit gemischten Gefühlen wünschten wir ihnen eine gute Fahrt.“

Ein Jahr später war es endlich möglich ohne Genehmigung in den Norden zu reisen und es konnte die inzwischen aufgebaute Hühnerfarm besichtigt werden. Über diesen Besuch liest man im Reisebericht 2015 Folgendes:

Zwei Kriegsblinde und ihre Helferinnen erwarten uns an der Hauptstraße und führen uns zur Farm. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Rubaraj, begrüßt uns in seinem dörflichen Büro.

150 Hühner leben in dem neu errichteten, für unser Empfinden, engen Gehege. Seit zwei Monaten legen die Hühner etwa 90 Eier pro Tag. Die Eier werden an Bäcker und umliegende Supermärkte verkauft. In Planung ist auch, das vorhandene Bananenfeld nach der Ernte in eine Kuhkoppel um zu gestalten und eine Kuh zur Milchversorgung zu kaufen. Zurzeit werden zehn Familien von den Erträgen des Eierverkaufs unterstützt, diese sollen später auch die Milch erhalten.

Perspektivisch soll 20 Familien mit Kriegsversehrten geholfen werden. Zum Abschluss erhalten wir eine Liste, in der spezielle Hilfsmittel für Blinde aufgelistet sind, die dringend gebraucht werden, zum Beispiel Geräte für Blindenschrift, Blindenstöcke, sprechende Notizgeräte usw.."

Es war ein beeindruckender Besuch und wir sahen die Unterstützung als gut angelegt an.

Ein Jahr später war das Projekt Hühnerfarm gescheitert. Wieder besuchte uns Herr Ratnam und schilderte bedrückt, dass viele Hühner erkrankten und starben. Neue Hühner wurden angeschafft, die aber leider auch nicht überlebten. Es fehlte Geld für Medikamente und die Leute vor Ort wussten nicht was sie machen sollten. Sicherlich war die fehlende Kenntnis über Hühnerzucht eine Ursache. Aus der Ferne konnten wir auch nicht weiter helfen und somit wurde unsere Unterstützung erst mal ausgesetzt.

2018 hat der Sri Lanka Verein auf Wunsch der Blindenorganisation eine zweite finanzielle Unterstützung gegeben.
Das neue Projekt heißt jetzt „Melonen-Anbau“.
Die Kultivierung eines Feldes bei Mullaitivu für den Anbau sowie der anschließende Verkauf der Produkte waren erfolgreich und konnten den Familien zugute kommen. So erfolgte von uns eine weitere finanzielle Unterstützung im Oktober 2019.

Letzte Meldung:
Der Blindenverein hat im Zentrum von Kilinochchi ein kleines Büro eingerichtet. Plakate mit dem Emblem des Vereins hängen vereinzelt in der Stadt. Der erste blinde Student, ein Kind einer von uns unterstützten Familie, wird 2020 die Universität von Colombo besuchen.

Zwei Mitglieder des Blindenvereins in Kilinochchi


Bildnachweis Vorschaubild: facebook.com/Vanni-association-for-vissually-handicapped

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